Mittwoch, 9. März 2011

Gänsemarkt: Monarchisten und Guttenbergfans Hand in Hand


Seit Kriegsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nach langem lamentieren zurückgetreten war, wurde der Hype um seine Person zumindest auf Facebook immer größer. Innerhalb weniger Tage "solidarisierten" sich über 500.000 Menschen bundesweit mit dem Ex-Minister. Ebenfalls auf Facebook bildete sich eine Gruppe, die eine Demonstration für Guttenberg in Hamburg organisieren wollte, mit mehr als 680 Fans.
Termin für diese Demonstration wurde dann der 5. März, passend für das Klientel der Demonstration, auf dem Gänsemarkt.
Statt der vom Versammlungsleiter Christoph Bähnk (Junge Union Geesthacht) angekündigten 1000 Teilnehmer mitten aus der Gesellschaft trafen sich dann etwa 100 Menschen in teuren Gucci-Mänteln auf dem Gänsemarkt. Zusätzlich konnte man eine ungewöhnlich hohe Medienpräsenz bewundern, um den in der Springerpresse angekündigten hohen Andrang auf die Demonstration zu rechtfertigen.
Als dann etwas verspätet die monarchistische Bewegung den Gänsemarkt lautstark betrat, rieben sich viele Guttenbergfans verwundert die Augen.
Nicht selten wurden Teilnehmer der Monarchisten gefragt, "ob sie denn auch wirklich für Guttenberg seien."
Das sich das bei Sprüchen wie "Guttenberg muss wieder her - sonst holn wir die Bundeswehr!" und "Jetzt oder nie - Monarchie!" nicht selbsterklärt ist bezeichnend.
Erfreulich für die Monarchisten war, dass sich auf dem Gänsemarkt bereits etwa hundert weitere satirische "Guttenbergfans" eingefunden hatten, die bereits eine mobile Anlage zum Laufen gebracht hatten und andere kreative Aktionen gestartet hatten. So waren bereits Doktortitel für lau an jeden Interessierten verteilt worden und ein "Adelfanclub" flanierte über den Platz.
Die beiden völlig überforderten Moderatoren der Veranstaltung von der JU hätten einem fast Leid tun können. Nicht nur, dass sie es nicht schafften auch nur ein wenig Dynamik in den ernstgemeinten Teil der Versammlung zu bringen, weiter übergaben sie des Öfteren und mehrmals das Megaphon an Monarchisten, die es dann tatsächlich und versehentlich schafften die Guttenbergfans zu begeistern ("Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns den Gutti klaut!")
Während der gesamten Veranstaltung hatten die ernsthaften Guttenbergfans den satirischen sowohl an Lautstärke, als auch Kreativität nichts entgegenzusetzen.
Politisch wurde heute ein deutliches Zeichen gegen den von der Springerpresse so geputschten Hype und gegen die Glorifizierung des Menschen, der in seiner Funktion als Kriegsminister mehr als 55.000 zivile afghanischer Tote seit Kriegsbeginn zu verantworten hat, gesetzt.
Im Vordergrund heute stand aber deutlich der Spaß, die "Mitte der Gesellschaft" beim Guttenbergfeiern zu beobachten und zu stören.