Berlin (8000), Frankfurt (4000), Stuttgart (3000), Hamburg (4000)
In 80 Ländern und rund 200 Städten – darunter Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg, Brüssel, Athen, Stockholm, London, Madrid, Rom, Tokio, Sydney und Manila – fand ein Weltaktionstag statt. Es wurde aufgerufen zu demonstrieren gegen die Diktatur der Finanzmärkte, gegen soziale Ungerechtigkeit und gegen die Gier der Superreichen.
(mehr über den Weltaktionstag am 15. Oktober: www.sozialismus.info)
Die Leute und ihre Forderungen in Hamburg:
Es steht viel Wut auf dem Platz, einige haben ihre Reden vorbereitet, andere gehen spontan ans Mikrofon, um zu sprechen. Ein Gewerkschafter aus Spanien ist gekommen und spricht von notwendigen Änderungen in der Demokratie, damit es eine wirkliche Demokratie geben kann. Spanien hat derzeit die größte Arbeitslosenrate in Europa und die Regierung möchte, um der Verschuldung im Land Herr zu werden, nun die Krankenversorgung, das Bildungswesen und die öffentlichen Verkehrsmittel privatisieren. Er spricht von der Macht einiger Weniger gegenüber der Mehrheit und davon, dass dieser Zustand große Veränderung verlangt. Ein anderer aus der Menge spricht u.a. davon, dass der arabische Frühling nicht ohne weltweite Solidarität zu Ende geführt werden kann. Eine Spanierin erzählt von dem Streik von Tausenden von LehrerInnen in Madrid, die endlich die Nase voll haben.
Beiträge wie: „Der Kapitalismus ist nicht zu reformieren, das zeigt uns nicht nur die jüngste aktuelle Krise. Schuld daran sind nicht nur die Banken, sondern das gesamte auf Konkurrenz basierende marktwirtschaftliche System“ ernten viel Beifall. Es werden sogar Vergesellschaftung an Stelle von Verstaatlichung und mehrfach die Enteignung von Ackermann und Co. gefordert.
Es gibt aber auch Stimmen, die vorschlagen, man solle doch zu ethischen „guten“ Banken wechseln und die „bösen“ Banken boykottieren. Solche Forderungen sind sicher keine Seltenheit bei jungen Bewegungen, in denen sich wütende Lohnabhängige mit verschiedenen Vorschlägen Luft verschaffen.
Schließlich wird aber auch betont, dass es zwar schön ist, sich Luft zu verschaffen, und dass es ein so großes Gemeinschaftsgefühl zwischen Organisierten und Unorganisierten gibt. Aber es steht die Frage auf dem Platz und sie wird auch von einigen formuliert, was machen wir morgen oder Montag und die Tage darauf, wenn es wieder in den Alltag geht, wie organisieren wir uns weiter?
Einzelne sind wütend über die Forderung: „Einführung einer Transaktionssteuer und die Trennung von Investment- und Geschäftsbanken“. Angesichts der Tatsache, dass dies schon einmal bis 1980 der Fall war, könne dass doch nicht im Ernst eine der radikalsten Forderungen der Bewegung werden. Stattdessen wird wieder für die Überwindung des Systems plädiert.
Nach der Feststellung, dass man viele gute, konkrete Vorschläge für die Verbesserung oder Überwindung des Systems hätte, weht ein Hauch der Ernüchterung, dass man sich doch eigentlich getroffen habe, um zu organisieren, was morgen wird. Aber dazu fehlt der jungen Bewegung, noch das passende Programm.
Typisch für die Bewegung ist auch eine starke Ablehnung gegenüber den etablierten Parteien und teilweise geht das Mistrauen auch auf die LINKE oder ver.di über (siehe Hannover http://www.readers-edition.de/2011/10/16/wechsel-braucht-wachstum-occupy-bewegung-hannover/). Die Masse in Hamburg setzte sich aus verschieden Alterstufen zusammen. Am stärksten vertreten waren die 30- bis 40-jährigen und Menschen im Rentenalter.
An unseren Stand kamen viele Interessierte, die wissen wollten wofür wir stehen.
In vielen Gesprächen bekamen wir Zuspruch für unsere Soliaktion mit dem CFM-Streik an der Berliner Charite, für den wir am Ende 200 Unterschriften sammeln konnten.
Es scheint der Fall zu sein, dass die Bewegung auch in Deutschland neue Diskussions- und Protestherde entfacht hat. Es ist offen, wie sich die Occupy-Bewegung in Deutschland entwickelt und ob sie die Regierung und das Kapital wirklich herausfordern kann.