Mittwoch, 26. Dezember 2012

Solidarität mit den Streikenden bei Neupack Verpackungen – Bericht von der Kundgebung am Sa. 15.12.2012

Am 15.12. kamen mehr als 1000 Menschen zusammen, um ihre Solidarität mit den Streikenden bei Neupack zu demonstrieren. Das war ein eindrucksvolles Zeichen der Stärke des Kampfes und der Unterstützung innerhalb der Gewerkschaften und darüber hinaus.

Hintergrund des Streiks ist die ausbeuterische Willkür der Eigentümerfamilie Krüger: unterschiedliche Löhne die deutlich unter dem branchenüblichen Niveau liegen, willkürliche Urlaubsregelung, keine Gehaltserhöhungen, Krankmeldungen führen zum Abzug beim Weihnachtsgeld usw…

Seit dem 1. November befinden sich deswegen die rund 200 Beschäftigten im unbefristeten Streik für einen Tarifvertrag. Die zurückliegenden sechs anstrengenden Wochen Streik haben der entschlossenen und kämpferischen Stimmung der KollegInnen auf der Kundgebung jedoch keinen Abbruch getan. Murat Günes, der Betriebsratsvorsitzende im Werk drückte die Situation folgendermaßen aus und bekam dafür am meisten Applaus: “Dieser Skandal hat Methode und ist nicht neu. Neu ist nur, dass wir uns wehren, weil wir uns nicht länger verarschen lassen wollen. Was Wirklichkeit ist: So geringe Löhne, dass viele von uns staatliche Hilfe oder mehrere Jobs brauchen. Willkür beim Weihnachtsgeld, Willkür bei Beförderungen. Schikanen, weil wir als stinkefaul und Penner beschimpft werden, nur weil wir im Betriebsrat sind. Seit sechs Wochen stehen wir vor den Toren, eineinhalb Monate. Und wir bleiben! Denn wir sind im Recht. Und wir wollen ja auch nur unser Recht. Dafür brauchen wir Eure Hilfe. Hier und überall. Ja, wir sind temperamentvoll. Seid Ihr es auch! Seid laut, seid aber auch lustig, denn ohne Humor hätten auch wir das alles auch nicht durchgestanden. Und wir stehen zusammen, der Zusammenhalt wird immer besser!“

Die verhandelnde Gewerkschaft IG BCE hatte zu der Kundgebung aufgerufen und machte in mehreren Beiträgen deutlich, dass sie sich eigentlich als eine Gewerkschaft verstehe, die sich Sozialpartnerschaft auf die Fahne schreibe. Umso wichtiger, dass auch sie im Falle Neupack betonen, dass der Kampf bis zum Erfolg geführt werden müsse. Ralf Becker, Leiter des Landesbezirks Nord der IG BCE und andere sprachen jedoch gleichzeitig von „ehrenwerten Kaufleuten“, die es in vielen Betrieben geben solle.

Die Realität ist leider eine andere: Z.B. will die reichste Familie Hamburgs, die Otto-Familie, allein 700 Stellen abbauen. Geht´s um Profite, ist jedes Mittel recht ob bei Neupack oder anderswo. Dementsprechend haben sich die KollegInnen von Neupack z.B. auch bei Aktivitäten in Hamburg zum europäischen Aktionstag beteiligt. Neupack ist kein Einzelfall. Ein erfolgreicher Kampf kann und wird auch anderen Mut geben sich gegen miese Arbeitsbedingungen und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Auch deshalb ist unsere Solidarität wichtig (mehr Infos: solikreis.blogsport.de.). Vor diesem Hintergrund war es Schade, dass die Kundgebung nicht in eine Demonstration durch die Innenstadt überging, um mehr HamburgerInnen über die Situation bei Neupack zu informieren.
Der Letzte Redner war der Schauspieler und Gewerkschaftsaktivist Rolf Becker. Er betonte, dass die Krise des Kapitalismus keine Sozialpartnerschaft erlaube, weil die Angriffe auch in Deutschland härter werden und wir, wie die Kollegen es bei Neupack bereits tun, dem Klassenkampf von oben Widerstand von unten entgegensetzen müssen.

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