Freitag, 25. Februar 2011

Massenblockaden in Dresden 2011 - Ergebnisse & Perspektiven


Erneut ist es gelungen den Naziaufmarsch in Dresden zu blockieren. 20.000 entschlossene Antifaschist/innen wollten sich weder von Verboten noch Polizeiknüppeln abhalten lassen das richtige zu tun: Keinen Fussbreit den Faschisten! Diesen Erfolg, den wir vor Ort gegen Kälte, lange Anreisewege und Polizeigewalt errungen haben, kann uns niemand nehmen. Das Ergebnis der Massenblockaden ist eindeutig: Wir haben gewonnen! Der Erfolg von 2010 konnte unter erschwerten Bedingungen wiederholt werden.
Die Zukunft der Bewegung ist jedoch weniger eindeutig. Es ist das Los linker Bewegungen, dass jeder Erfolg uns in neue Widersprüche verwickelt. Der Erfolg von Dresden sollte für uns diese Widersprüche und Schwächen nicht überblenden. Es geht nicht darum nun den Erfolg und die gute Arbeit der Aktiven klein zu reden. Im Gegenteil! Die geleistet Arbeit ernst zu nehmen bedeutet gerade auch sich nicht nur mit den sichtbaren Erfolgen zu beschäftigen, sondern auch an den Schwächen weiterzuarbeiten. Wir dürfen uns daher nicht nur gegenseitig auf die Schulter klopfen, sondern müssen die Widersprüche und Schwächen der Bewegung klar benennen, damit wir weiter kommen.


Dresden als rechter Sammelpunkt - Zenit überschritten
Der Aufmarsch in Dresden war zum Sammelpunkt für die rechte Szene in Europa geworden. So waren 2001 ca. 500 Personen auf dem Naziaufmarsch in Dresden. 2002 waren es schon 1000 und bis 2010 über 6000 Nazis & Rassisten aus ganz Europa. Der Aufmarsch diente der Vernetzung der rechten Szene. Zudem sollte die eigene Stärke demonstriert werden und erfüllte auf diesem Weg die Funktion die Identifikation innerhalb der rechten Strukturen zu erhöhen. Der „Kampf um die Strasse“ ist jedoch auch ein wichtiger Hebel für faschistische Strukturen um sich in der Öffentlichkeit zu inszenieren und neue Mitglieder zu rekrutieren. Darum geht es den Nazis & Rassisten in Wirklichkeit bei ihrem „Gedenkmarsch“: Ihre Überlegenheit in aller Öffentlichkeit auf der Strasse zu präsentieren um dadurch an Einfluss zu gewinnen. Mit Trauer hat das wenig zu tun, das ist nur der ideologische Aufhänger für die Mobilisierung. Statt Macht demonstrierten die Faschisten aber auch 2011 nur ihre Ohnmacht. Die erfolgreichen antifaschistischen Blockaden 2010 waren daher ein schwerer Schlag für die rechte Szene. Aus diesem Grund haben die Faschisten so verbissen darum gekämpft nun 2011 wieder marschieren zu können. Denn mit jeder Niederlage sinkt die Attraktivität des Termins. In diesem Jahr kamen, mit ca. 3000 Teilnehmern am 19.Februar, bereits weniger Rechte als 2010. Die erneute Schlappe wird die Motivation für Nazis & Rassisten aus ganz Europa nach Dresden zu kommen noch weiter senken. Der Zenit für Dresden als Sammelpunkt der rechten Szene scheint vorerst überschritten. Dafür haben wir den Kopf hingehalten und das ist unser Erfolg!


Der Frust sitzt tief – Streit in der rechten Bewegungsfamilie
Der Schock über die eigene Niederlage sitzt bei den Nazis & Rassisten tief. Tagelang war von der NPD und anderen rechten Strukturen nichts zu hören. Auf dem rechten Internetportal „Altermedia“ wusste man sich nicht anders zu helfen als Durchhalte-Lieder aus der Untergangszeit des Hitler-Faschismus“ hoch zu laden. Die Organisatoren der „Jungen Landsmannschaft Ost“ schimpften hilflos über „ägyptische Verhältnisse“ in Dresden. Anstatt Stärke demonstrierten die Rechten auch im Internet ihre organisierte Hilflosigkeit. Vor allem die NPD kann als großer Verlierer angesehen werden. Sie konnte erneut ihren Anspruch nicht einlösen die rechte Szene vereint zum Erfolg zu führen. Hinzu kommen die peinlichen Enthüllungen von „Nazi-Leaks“. Das wird es in Zukunft noch schwieriger machen Freie Kameradschaften, Autonome Nationalisten und National-Konservative Kräfte hinter sich zu scharen. Dresden sollte die rechte Szene wie auf einem gelungenen Familientreffen wieder vereinen. Stattdessen driften die verschiedenen Strömungen nun noch stärker auseinander. Einige kritisieren, dass die Veranstaltung angemeldet wurde und plädieren für spontane, unangemeldete Aktionen in Dresden. In der Tat waren verschiedene Nazi-Gruppen in Dresden unangemeldet unterwegs. Eine dieser Gruppen griff das linke Wohnprojekt „Praxis“ an. Es ist damit zu rechnen, dass ein Teil der Faschisten diesen Weg von spontanen Aktionen ohne Genehmigung der Polizei weiter gehen wird. Das erschwert aber eine Massenmobilisierung, da es keine klaren Termin gibt und auch nicht alle Strömungen der rechten Szenen dabei mitmachen werden. Auf jeden Fall hat die erneute Niederlage in Dresden die rechte Bewegungsfamilie weiter gespalten, weil jeder dem anderen die Schuld für die eigene Unfähigkeit zuschiebt. Auch das ist unser Erfolg durch die Massenblockaden von Dresden!


Keine Entwarnung im Kampf gegen Nazis & Rassisten
Dieser Erfolg sollte aber nicht als Entwarnung missverstanden werden. Wir haben die Nazis & Rassisten einen Hebel aus den Händen geschlagen, um ihre Bewegung aufzubauen. - Nicht mehr aber auch nicht weniger ist uns gelungen. Die rechte Bewegungsfamilie verfügt aber über mehr als diesen einen Hebel. Kleinere, spontane Nazidemonstrationen sind vielleicht nicht so eindrucksvoll aber ziehen dennoch eine gewisse Schicht an Leuten an. Noch sind die Faschisten relativ unerfahren mit der Organisation von nicht-genehmigten Aktionen, aber sie lernen dazu. Und diese unangemeldeten Aktionen sind eine konkrete physische Bedrohung. Der Angriff auf das linke Wohnprojekt „Praxis“ ist nur ein Beispiel. Das macht es notwendiger denn je für linke Räume und Aktivitäten einen effektiven Selbstschutz zu organisieren, um die Angriffe der Faschisten zurück zu schlagen. Denn am Beispiel des Überfalls auf die „Praxis“ können wir sehen, dass auf den Staat kein Verlass ist. Ein anderer wichtiger Hebel für die rechte Bewegungsfamilie ist der kulturelle Rassismus, der sich seit dem 11.September 2001 vor allem gegen Muslime richtet. Diese neue Spielart des Rassismus hat sich in den letzten Jahren weiter verstärkt. Seine Stärke besteht darin, dass er nicht so klar als Rassismus erkannt wird wie die altbekannte biologistische Variante. Es wird von Leitkulturen und nicht mehr von Herrenrassen gesprochen, aber es bleibt dieselbe rassistische Logik! Neue Formationen wie „Pro Deutschland“ oder „die Freiheit“ können mit ihrer Hetze gegen Muslime punkten und wollen an die Erfolge der neuen Rechten in anderen Ländern anknüpfen. Über Internetforen wie „PI“ wird dies Gift bislang ungehindert verspritzt. Bisher ist es nicht gelungen um diese neuen Formationen einen symbolischen Bannkreis zu ziehen wie es bei der NPD oder den Republikanern gelungen ist. Denn die neue Rechte distanziert sich von den offen faschistischen Kräften und hält sich daher auch von Aufmärschen wie in Dresden fern. Verstärkte Anstrengungen sind notwendig um auch diesen Rassisten ihre demokratische Maske vom Gesicht zu reißen. Mit Parolen wie „Nazis Raus“ wird dies jedoch nicht gelingen. Diese Slogans haben noch nie gereicht, aber gegen die neue Rechte sind sie gänzlich untauglich. Für diesen Kampf ist es notwendig die antifaschistische Bewegung inhaltlich neu auszurichten, um die neue Rechte an ihren Schwachstellen zu treffen, bevor sie sich etablieren kann.


Entschlossene Massenmobilisierung als Schlüssel zum Erfolg
Der Erfolg der Blockaden von Dresden ist vor allem der Mobilisierung zu verdanken. Die bürgerlichen Gerichte hatten die Nazidemonstrationen für den braunen Sternenmarsch durch Dresden erlaubt während zahlreiche antifaschistische Kundgebungen verboten worden waren. Selbst eine DGB-Kundgebung vorm Gewerkschaftshaus, die an die Überfälle der Faschisten auf Gewerkschaftshäuser in den 1930ern erinnern sollte, wurde verboten. Wenn es nach diesen Richtern gegangen wäre, hätten die Faschisten die Dresdner Innenstadt für sich gehabt während wir von der anderen Elbseite zuschauen und eventuell noch ne Kerze anzünden dürfen!
Die Polizei hat alles aufgefahren was sie hatte um dies durchzusetzen: Pfefferspray, Knüppel, Wasserwerfer, Überwachungsdrohen, Spitzel, bissige Hunde und Faustschläge ins Gesicht. Durch diese Brutalität wollten sie ihre zahlenmäßige Unterlegenheit ausgleichen. Aber: es hat ihnen nichts genutzt! Tausende Antifaschist/innen haben dennoch ihren Weg zu den Blockadepunkten fortgesetzt. Weder Kälte, noch lange Anreisewege, noch die Polizeigewalt haben uns aufgehalten. Das zeigt erneut wie wichtig eine Massenmobilisierung von unten ist, für den Erfolg antifaschistischer Aktionen. Die Behinderungen durch Justiz & Polizei haben uns nur entschlossener gemacht. Wurden Genoss/innen von der Polizei niedergeschlagen waren sofort neue zur Stelle um den Platz einzunehmen, während sich andere um die angegriffenen Genoss/innen kümmern konnten. Konnte die Polizei eine Straße abriegeln, so konnten wir in der nächsten Straße durchbrechen. In vielen Bereichen zogen sich die Polizei-Hundertschaften resigniert zurück. Selbst an vielen strategisch wichtigen Punkten waren die Polizeiketten so ausgedünnt, dass sie den Massen nicht standhalten konnten. An diesem Tag wurde der Slogan zur Wirklichkeit: Wo du stehst kann kein Nazi stehen!


Einen Finger kann man brechen - Eine Faust nicht
Dieser Erfolg durch die Massenmobilisierung sollte jedoch nicht über die taktischen Fehler bei der Organisation der Blockaden hinwegtäuschen. Viele Gruppen waren offenkundig nicht ausreichend auf die Konfrontation mit der Polizei vorbereitet. Gerade zu Beginn wurden die als „Finger“ formierten Gruppen von den Polizei-Hundertschaften mit brutalen Einsätzen zurück getrieben und sogar eingekesselt. Die lose Formierung der Finger war hier eher ein Nachteil, weil sie es der Polizei ermöglichte den Ansturm leicht zu brechen und auch Leute rauszugreifen. Im Vorfeld wurde vom Bündnis die Taktik ausgewiesen, dass die Gruppen in Fingern organisiert an der Polizei „vorbei fließen“ sollten, um zu den Blockadepunkten zu gelangen. Das Konzept hat ein Teil der Linken seit den G8-Protesten in Heiligendamm ins Herz geschlossen. In der Tat war das Konzept in Heiligendamm recht erfolgreich, ebenso bei den Castor-Protesten 2010. Nur handelte es sich bei diesen Szenarien um ländliche Gebiete mit reichlich Wäldern und Wiesen. Also weiträumige Flächen die für die hochgerüstete Polizei schwer zugänglich sind. In einer Stadt wie Dresden mit zum Teil engen Straßen konnte das Konzept nicht in gleicher Weise funktionieren. An manchen Stellen ist es zwar gelungen die Polizeiketten zu umgehen. Das war aber eher der Unterzahl der Polizeikräfte geschuldet, weil an diesem Wochenende gleichzeitig noch andere größere Polizeieinsätze bundesweit gefahren wurden. Darauf können wir uns aber nicht in Zukunft verlassen. Und an den strategisch wichtigen Punkten war es sowieso selten möglich vorbei zu „fließen“ oder „einzusickern“. Oft genügten schon kleine Polizeieinheiten, um die engen Straßen abzusperren, gerade in der strategisch wichtigen Südstadt zwischen den Sammelpunkten der Faschisten am Hauptbahnhof und Plauen. Erst die Organisierung in festen Blöcken mit Ketten war oftmals der entscheidende Hebel, um die Polizeiabsperrungen zu überwinden. Das hatte dann aber nicht mehr viel mit „vorbei fließen“ zu tun. Hier bestätigte sich das alte Sprichwort aus der Arbeiterbewegung: Einen Finger kann man brechen, eine Faust nicht. Der Kombination aus Massenmobilisierung und entschlossenen Blöcken konnte die Polizei nicht standhalten. Dieser Erfolg war aber mehr dem entschlossenen Handeln der Aktivist/innen vor Ort zu verdanken als dem Konzept was zu Beginn ausgegeben wurde. In der Tat hätten wir uns manchen Rückschlag erspart wären wir von vornherein in geschlossenen Blöcken mit Ketten organisiert als in losen Haufen die der „Finger-Fahne“ folgen. Unter bestimmten Bedingungen macht das Konzept von Heiligendamm weiterhin Sinn. Aber es ist eben kein Patentrezept für jede Massenaktion. Und in diesem Fall war es eine falsche Orientierung zu Beginn der Aktion. Dank der Schwäche der Polizeikräfte kam dieser Fehler glücklicherweise nicht voll zum Tragen. So ist die geringe Anzahl der Verhaftungen wohl eher den geringen Einsatzkräften der Polizei geschuldet. Für die nächste Massenaktion in einer Stadt als Aktionsraum muss im Vorfeld diskutiert werden, ob die taktische Orientierung auf die altbewährten Blöcke mit Ketten nicht geeigneter ist, um sich vor der Polizei zu schützen und sicher ans Ziel zu gelangen.

Nicht nur die Entscheidung bei der taktischen Orientierung ist problematisch, sondern auch wie die Entscheidungsprozesse gelaufen sind. Vor Ort auf der Straße gab es selten eine klar erkennbare Demoleitung oder einen Ordnerdienst. Das hat dazu beigetragen, dass in manchen Situationen, gerade wenn es nicht nach Plan lief, die Einigung auf ein gemeinsames Vorgehen nur mühsam möglich war. Bis ein Delegiertenplenum einberufen war und die Rücksprache mit den Bezugsgruppen gelaufen ist, war wertvolle Zeit ins Land gegangen. Immerhin basisdemokratisch lässt sich sagen -Leider nicht! Denn die Entscheidung wurde eben von denen getroffen die mitbekommen hatten, dass ein Plenum ist und sich zuerst und am lautesten beim Plenum eingebracht haben. Die Einigung war also in dieser Form nicht nur mühsam, sondern es ist auch fraglich ob das als Musterbeispiel für demokratische & transparente Entscheidungsprozesse gelten kann. Das Delegiertenplenum war in den konkreten Situationen am 19.Februar sicher noch der beste Weg, um Entscheidungen zu treffen. Besser als wenn jede Kleingruppe aneinander vorbei wurschtelt. Noch besser wäre es aber gewesen vor Beginn der Aktionen demokratisch Demoleitungen und einen Selbstschutz zu organisieren, denen man vertraut und die in brenzligen Situationen für ein gemeinsames und schlagkräftiges Vorgehen sorgen. Einige lehnen solche Methoden ab, weil „zentralistisch“ und „hierarchisch“. Denen sei gesagt, dass Entscheidungen auch ohne demokratische & transparente Verfahren getroffen werden. Nur in diesem Fall von Leuten die keiner gewählt hat und auch keiner abwählen kann. Diese Willkür eröffnet gerade Provokateuren und Scharlatanen Möglichkeiten Gruppen in die irre zu führen. Die wirtschafts-liberale Idee von „der Markt regelt sich schon selbst“ auch ohne demokratische Planung funktioniert weder in der Wirtschaft noch im politischen Feld.


Aufstand der Anständigen oder Anständiger Aufstand?
Es soll hier auf keinen Fall behauptet werden, dass bei der Organisation der Blockaden nur Fehler gemacht wurden. Sicher nicht! Es hat funktioniert rund 20.000 zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu bringen. Die Informationsstruktur war relativ zuverlässig. Es ist gelungen ganze Buss-Konvois an den Polizeiabsperrungen vorbei in die Südstadt zu schleusen. Die Logistik mit Verpflegung war an vielen Blockaden sehr gut. Dennoch bleibt die Frage ob die Organisation in Dresden wegweisend für die antifaschistische Bewegung ist. Und um diese Frage zu beantworten müssen sowohl Stärken als auch Schwächen klar benannt werden. Die Schwächen wurden hier nicht aufgezählt um irgend vorzuführen, sondern um gemeinsam über Lösungen zu diskutieren. Allein für Lösungen braucht es eine gemeinsame politische Grundlage. Denn eine einheitliche Taktik ist nur möglich wenn man sich auf eine Strategie geeinigt hat. Und hier liegt das Hauptproblem beim Modell Dresden. Es gibt in den Bündnisstrukturen keinen Konsens wie Nazis & Rassisten langfristig zurück geschlagen werden können. Das ist auch bei der Zusammensetzung kaum möglich.

Es wird als Erfolg gesehen, dass ein breites Bündnis in Dresden formiert wurde. In der Tat hat sich eine Art Arbeitsteilung heraus gebildet. Die einen organisieren Mahnwachen vor Kirchen und zünden Kerzen an. Andere finanzieren die Organisation oder stellen ihre Infrastruktur zur Verfügung. Und wieder andere halten auf der Straße den Kopf hin bei den Blockaden. Ganz nach dem Motto: Jeder tut was er kann und alles wird gut. Das hat in Dresden 2011 sogar funktioniert. Dies labile Gleichgewicht in den Bündnisstrukturen funktioniert aber nur auf Kosten der politischen Klarheit. Aufrufe und Slogans mit denen sich der Autonome, der Kirchenmann und der Sozialdemokrat anfreunden können bleiben beim kleinsten gemeinsamen Nenner: Nazis raus aus Dresden. Staatlicher Rassismus bleibt lieber unerwähnt wie auch der Zusammenhang von rassistischer Spaltung und dem kapitalistischem System, denn das würde die bürgerlichen Bündnispartner verschrecken. Langfristige Strategien im Kampf gegen Nazis & Rassisten lassen sich auf dieser Grundlage nicht formulieren. Manche sagen, dass ist auch nicht notwendig und verweisen auf den aktuellen Erfolg. Der aktuelle Erfolg ist unbenommen und darüber können wir uns zurecht freuen. Aber es ist auch genauso wichtig zu fragen wie die antifaschistische Bewegung auch in Zukunft Erfolg haben kann: Wie ist unsere Haltung zum Staat? Wie können wir die Faschisten besiegen solange die rassistischen Diskussionen über Leitkultur & Integration ihnen in die Hände spielen? Wie gehen wir damit um dass die Faschisten versuchen soziale Fragen zu besetzen? Dazu brauchen wir Antworten, wenn wir auch langfristig Erfolg haben wollen. Es ist aber fraglich ob wir insbesondere mit dem bürgerlichen Teil der Bewegung eine gemeinsame Antwort finden oder überhaupt diese Fragen mit ihnen diskutieren können. Bislang werden solche Fragen in den Bündnisstrukturen lieber umgangen, um die aktuelle erfolgreiche Zusammenarbeit nicht zu riskieren. Dieser Vermeidungs-Effekt kann nicht nur in Dresden beobachtet werden, sondern in allen „Bündnissen gegen Rechts“ wo bürgerliche Kräfte mit eingebunden sind. Daher kann sich der Erfolg eines möglichst breiten Bündnisse langfristig als Bumerang erweisen, wenn die notwendigen weiterführenden Diskussionen mit Rücksicht auf die bürgerlichen Bündnispartner ausbleiben.

Aber nicht nur inhaltlich bleibt man lieber beim kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern auch bei der taktischen Orientierung. „Ziviler Ungehorsam“ und „vorbei fließen“ klingt sogar für bürgerliche Antifaschisten akzeptabel. Diese Formeln dienten aber eher als „diplomatische Floskeln“ um die Einheit des breiten Bündnisse nicht zu gefährden. Denn was in Dresden 2011 tatsächlich gelaufen ist ging über zivilen Ungehorsam hinaus. Und das war auch notwendig um die Blockaden trotz des brutalen Polizeieinsatzes durchführen zu können. Die offizielle taktische Orientierung war vielleicht sinnvoll um das breite Bündnis nicht zu gefährden, aber als Orientierung für die Aktionen vor Ort haben sie nicht getaugt. Im Gegenteil waren sie irreführend und haben sich nur dank der Schwäche der Polizeiführung nicht verhängnisvoller ausgewirkt. Es waren eben nicht Mahnwachen vor Kirchen oder Bundestagsabgeordnete auf ihren Fahrrädern, welche den Naziaufmarschfunktion aufgehalten haben. Sondern es waren die militanten Aktionen. Damit sind weniger die brennenden Mülltonnen und Wurfübungen gemeint. Der Nutzen dieser Aktionen ist eher fraglich. Entscheidend waren die Massen in Ketten und Blöcken organisiert welche an den strategisch wichtigen Stellen die Polizeiketten durchbrochen haben. Diese Militanz war entscheidend für den Erfolg in Dresden. Sicherlich sind nicht in jedem Fall Ketten notwendig, um erfolgreiche Massenaktionen durchführen zu können. Das ist genauso wenig ein Patentrezept wie die Taktik von Heiligendamm. Es geht aber nicht nur um Wirksamkeit. Feste Blöcke mit Ketten, Demoleitungen und Ordnerdiensten dienen gerade auch dem Schutz vor Polizeiübergriffen. Das gilt besonders für unerfahrene Genoss/innnen die erst beginnen sich auf Demonstrationen zu bewegen. Und im nächsten Jahr ist das sogar noch wichtiger. Denn es ist davon auszugehen, dass die Polizei nächstes Jahr mehr Kräfte mobilisieren wird, um das Trennungskonzept durchzusetzen und um die Festnahmen nachzuholen, die ihr dieses Jahr selten geglückt sind.

Aber die Bedeutung dieser Massenmilitanz klar zu bilanzieren oder nächstes Jahr als taktische Orientierung auszugeben, würde vermutlich den Rahmen des breiten Bündnisses sprengen. Schon jetzt sind die bürgerlichen Teile des Bündnisses über „die linksextreme Gewalt“ empört. Es ist also fraglich ob dies labile Gleichgewicht im Bündnis weiteren Belastungsproben stand hält. Es ist natürlich wünschenswert, dass möglichst viele Menschen gegen die Nazis auf die Strasse gehen. Um die Faschisten langfristig in die Schranken zu weisen brauchen wir Massenmobilisierungen die über die Szene-Linke hinausgehen. Und um den Nährboden für die Faschisten trocken zu legen brauchen wir erst recht Massenaktionen: Staatlicher Rassismus, rassistische Hetze in den bürgerlichen Medien oder die kapitalistische Konkurrenzlogik kann nur durch starke Massenbewegungen überwunden werden. Da reichen keine Kleingruppen und brennenden Mülltonnen, sondern eine entschlossene Massenbewegung ist dafür notwendig. Insofern sind möglichst breite Bündnisse sinnvoll. Solche Bündnisse haben aber nur langfristig einen Wert wenn sie nicht dazu führen, dass die notwendigen politischen & taktischen Fragen für den Aufbau der antifaschistischen Bewegung aus Rücksicht auf die bürgerlichen Bündnispartner ausgeblendet werden. Denn es kommt nicht nur darauf an dass sich möglichst viele an der Bewegung beteiligen, sondern auch dass die Bewegung sich auf der Grundlage eines klaren politischen Programms in die richtige Richtung bewegt. Aus unserer Sicht sollte ein zukunftsweisendes Programm über „Nazis Raus“ hinausgehen. Denn wir müssen den Faschisten den Boden entziehen indem wir auch den alltäglichen Rassismus bekämpfen und bessere Antworten geben wie die sozialen Probleme gelöst werden können. Daher sollte ein Programm gegen Nazis & Rassisten folgende Punkte beinhalten:

  • Keine Abschiebungen
  • Auflösung der Abschiebeknäste
  • Weg mit den speziellen Ausländergesetzen
  • Bleiberecht für alle Menschen die hier leben wollen
  • Keine Vermietung öffentlicher Räume an faschistische Organisationen
  • Aufbau von gut organisierten und ausgerüsteten Ordnerdiensten, um antifaschistische Mobilisierungen zu schützen und um ein Eingreifen von Faschisten bei sozialen Protesten zu verhindern
  • Keine Plattform für Faschisten in den Medien
  • Weg mit den „Anti-Terror-Gesetzen“
  • Rücknahme der Agenda 2010, Hartz I bis IV und aller Sozialkürzungen
  • Verteilung der Arbeit auf alle: Für die Einführung der 30-Stunden-Woche beim vollen Lohn- und Personalausgleich als ersten Schritt
  • Überführung der Banken, Konzerne und Versicherungen in Gemeineigentum – demokratische Kontrolle und Verwaltung durch die Bevölkerung

Sonntag, 13. Februar 2011

Schluss mit der Politik für Reiche! - DIE LINKE wählen


Am 20.Februar beginnt mit der Wahl in Hamburg das „Superwahljahr“ mit sieben Landtagswahlen. Ein gutes Ergebnis für die LINKE kann 
bundesweite Trends setzen. 
Aus der Februar-Ausgabe der Solidarität, Zeitung der SAV
Wie in anderen Bundesländern auch stehen neben der LINKEN bürgerliche Parteien zur Wahl, die alle die gleichen Prestigeprojekte Hamburgs wie die 323 Millionen-teure Elbphilharmonie unterstützen und leicht modifizierte Sparpakete auf den Weg bringen werden.

Ziele der LINKEN
DIE LINKE Hamburg fordert in ihrem Wahlprogramm eine grundlegend andere Politik als die etablierten Parteien. Als einzige Partei steht sie gegen Kürzungen und für ein Investitionsprogramm zur Schaffung von genügend Arbeits- und Ausbildungsplätzen, gegen Kita- und Studiengebühren, für kleinere Klassen und mehr LehrerInnen. Um diese und weitere Ziele durchzusetzen, sind Massenmobilisierungen notwendig.
Weil im Kapitalismus alle sozialen Errungenschaften gegen die Interessen der Herrschenden stehen und dadurch ständig in Gefahr sind, ist die SAV der Ansicht, dass das Ziel einer anderen Gesellschaft – der sozialistischen Demokratie – klar benannt werden muss. Dafür haben sich SAV-Mitglieder und andere antikapitalistische Kräfte innerhalb der Partei eingesetzt und konnten erreichen, dass die Hamburger LINKE dies auch in ihr Wahlprogramm geschrieben hat. Wir treten für eine LINKE ein, die in Hamburg und bundesweit zur Umsetzung ihrer Ziele auch wirklich aktiv ihre Mitglieder und AnhängerInnen mobilisiert und konsequent, nicht halbherzig, Widerstand gegen den Kapitalismus organisiert.

SPD und Grüne – das kleinere Übel?
In Hamburg zeichnet sich eine Senatskoalition unter Olaf Scholz ab, der mit seiner SPD momentan bei ca. 40% Stimmenanteil liegt. SPD und GAL haben angekündigt, das Sparpaket der Schwarz-Grünen-Koalition, welches teilweise zurückgenommen wurde, nicht wieder aufzunehmen. Allerdings macht die SPD unmissverständlich klar, für wessen Interessen sie steht, indem sie den Chef der Handelskammer Frank Horch als zukünftigen Wirtschaftssenator ankündigt und Olaf Scholz bei jeder Gelegenheit sein gutes Verhältnis zur „Wirtschaft“ betont – er will und wird ein Bürgermeister der Bosse sein, ebenso wie sein Vorgänger und „Gegenkandidat“ Christoph Ahlhaus von der CDU.
Scholz kann sich der Unterstützung der Grünen sicher sein, die in den letzten Jahren jede Schweinerei mitgemacht haben, vom Bau des Kohlekraftwerks Moorburg bis zum Sparpaket.
Nach der Wahl wird massiver Widerstand gegen die Politik des Scholz-Senats nötig sein. DIE LINKE muss diesen Widerstand auf der Straße mit organisieren und ins Rathaus tragen.

Gegenwehr, Solidarität, Sozialismus
Am 20. Februar DIE LINKE wählen und vor allem selbst aktiv werden - für eine antikapitalistische LINKE, einen kämpferischen Wahlkampf und starken Widerstand gegen Sozial-, Bildungs- und Kulturabbau!

Gänsemarkt: NPD-Kundgebung erfolgreich gestört


Heute, am 12.2., versammelten sich geschätzte 500 Menschen in der Hamburger Innenstadt, um gegen die sogenannte „Wahlkampfabschlusskundgebung“ der NPD zu demonstrieren. Etwa dreihundert Menschen kamen zu der angemeldeten Gegenkundgebung des Hamburger Bündnisses gegen Rechts, ca. zweihundert weitere versuchten in Kleingruppen zu den Nazis durchzudringen. Die Gegenkundgebung war eine gute Anlaufstelle für NazigegnerInnen um entweder eigenen Wahlkampf zu betreiben, oder sich Informationen über die aktuelle Lage der Nazis zu beschaffen.
Alle Straßen zum Gänsemarkt waren weiträumig von einem martialischen Polizeiaufgebot abgeriegelt, so durften Demonstranten gleich bei der Kundgebung Hamburgs neue Wunderwaffe, den Wasserwerfer 10000 bewundern.
Das finale Event der NPD war wie üblich mit ca. 20 Nazis ausreichend besucht, bestehend aus lokalen NPD-Größen wie Thomas Wulff und anderen Neonazis.
Der Wahlkampf der NPD war unerwartet spektakulär verlaufen, als eine Gruppe Nazis, unter anderem der Wahlkandidat Thomas Wulff, einen Nazigegner mit einer Axt bedrohten.
Trotz des riesigen Polizeiaufgebots mit Polizeikräften aus dem entfernten Aachen, Brandenburg und dem USK aus Bayern gelang es etwa hundert GegendemonstrantInnen bis auf 20 Meter an die Nazis heranzukommen und dort durch eine Mischung aus kreativem und entschlossenem Protest die Nazis zu veralbern und noch lächerlicher zu machen, als sie es ohnehin schon waren.
Bis die Nazis nach ca. drei bis vier Stunden unter großem Polizeischutz abzogen, blieb es nach unseren Informationen friedlich.
Insgesamt hat Hamburg heute ein deutliches Zeichen gegen rassistische Hetze und neofaschistische Politik gesetzt und den Nazis gezeigt wo sie hingehören, nämlich nach Hause.

Donnerstag, 10. Februar 2011

„DIE LINKE muss Protest mit ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen“

Interview mit Christin Bernhold, Sprecherin der Linksjugend [‘solid] Hamburg und Kandidatin der LINKEN für die Hamburger Bürgerschaft auf Platz 7 der Landesliste 
aus der Februar-Ausgabe der Solidarität, Zeitung der SAV

Warum kandidierst du fürs Parlament?

Wir brauchen eine Synthese aller sozialen Kämpfe und aller Mittel, die uns im Klassenkampf zur Verfügung stehen. Daher müssen Linke im Parlament genauso für revolutionäre Realpolitik eintreten wie auf der Straße, in den Betrieben und so weiter. Die Geschichte der Linken seit der Gründung der klassischen Sozialdemokratie hat gezeigt, dass wir dem Projekt einer qualitativ besseren Gesellschaft schaden, wenn wir uns ausschließlich auf eine Form der gesellschaftlichen Auseinandersetzung konzentrieren.

Was hälst du vom Kommunismus?

Wie viele andere Menschen strebe ich eine gesellschaftliche Bewegung an, die die kapitalistische Produktionsweise aufhebt. An der Beseitigung der alltäglichen Barbarei in Form von Hunger, Armut, Flucht, Tiermord, Naturzerstörung, Ausbeutung und Krieg, die trotz der historisch einmaligen Möglichkeit, die Gesellschaft anders einrichten zu können, in potenzierter Form fortbesteht, kann ich nichts Schlechtes sehen. Ich denke auch, dass die Zustimmung zu einem solchen Projekt größer ist als gemeinhin angenommen wird. Nur benutzen die Menschen andere Begriffe dafür, weil sie Angst haben, wie Gesine Lötzsch diskreditiert zu werden. Das haben die Medien und die Geschichtsschreibung der Bundesrepublik seit 1945 bedauerlicherweise erreicht, obgleich die Linke sich weitaus intensiver mit ihrer eigenen Vergangenheit, ihren Positionen und Traditionen befasst hat als etwa die hohe deutsche Politik oder deutsche Konzerne. Ich erinnere nur an die Farce der Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter oder an den bis heute niederträchtigen Umgang mit dem kommunistischen Widerstand.
Wenn die herrschende gesellschaftliche Logik irrational, gegen die Menschheit ist, dann, so schrieben es einmal Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, bleibt uns nur eine Möglichkeit: Der Logik spotten.

Was sind aus deiner Sicht die Aufgaben der Linkspartei im Parlament?

DIE LINKE ist bislang die einzige gesellschaftlich relevante Kraft, die noch für originär linke Positionen eintritt, auch wenn Teile der Partei sie zunehmend von rechts unter Druck setzen. Ich möchte, dass DIE LINKE Protest und Widerstand mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt, indem sie Anträge stellt, über Anfragen Informationen verbreitet, die den außerparlamentarischen Organisationen helfen, oder – wie im Fall des Kunduz-Massakers – Prozesse transparenter machen, die sonst nur hinter verschlossenen Türen ablaufen. Im Kern muss DIE LINKE eine Sammlungsbewegung für oppositionelle Kräfte sein, die dem verheerenden Ausnahmezustand, in dem wir leben, alles entgegensetzt, was sie aufzubieten hat.

Wie denkst du über Regierungsbeteiligungen?

Parlamentarische Beteiligungen der Linken haben eine integrative Funktion. Revolutionäre und emanzipatorische Organisationen werden von den eher sozialdemokratischen Teilen der Linken getrennt, breite linke Opposition geschwächt und das Projekt einer Gesellschaft, in der niemand Angst haben muss, verschieden zu sein, wird diskreditiert. Parallel erneuert sich durch die Integration ehemals oppositioneller Akteure die konkrete politisch-ökonomische Konstellation. Sie verleihen dem reformierten politischen Herrschaftsprojekt und der reorganisierten kapitalistischen Ausbeutung neue Stabilität und Legitimität. Ich denke, dafür ist der „grüne“ Kapitalismus ein passendes Beispiel.
Diese objektive Funktion erfüllt man deutlich stärker, wenn man sich an Regierungen beteiligt. Daher lehne ich Regierungsbeteiligungen der LINKEN ab.

Samstag, 5. Februar 2011

„Mubarak, Ben Ali – wenn wir kämpfen stürzen sie!“ - Solidaritätskundgebung mit der ägyptischen Revolution


Am Freitag, 4.2. nahmen ca. 100 Menschen an einer Kundgebung beim ägyptischen Konsulat teil. In vielen Redebeiträgen und Sprechchören in arabischer und deutscher Sprache wurde der sofortige Rücktritt des Diktators Mubarak und der Sturz des ägyptischen Regimes gefordert. Mehrere RednerInnen wiesen in ihren Beiträgen darauf hin, dass die Massenbewegungen in verschiedenen arabischen Ländern Teil des gleichen Kampfes sind und dass internationale Solidarität mit dieser revolutionären Bewegung notwendig ist.
Ein SAV-Mitglied hielt einen Redebeitrag zu deutschen Firmen, die Mubaraks und andere Regime mit Waffen beliefern und so von blutiger Unterdrückung profitieren. Von 2006 bis 2009 ist der Wert der jährlichen deutschen Waffenexporte nach Ägypten von 16 auf 77 Millionen Euro gestiegen. Wir fordern, die Waffenlieferungen sofort zu beenden und die Rüstungskonzerne zu enteignen.
Mitglieder der SAV verteilten Flugblätter in Deutsch und Arabisch. Aktuelle Berichte und Analysen gibt es auf sozialismus.info sowie auf der Website des CWI in Englisch und Arabisch.

Dienstag, 1. Februar 2011

Klägliche NPD-Kundgebung in Harburg


Am 29. Januar hatte die Hamburger NPD zu einer grossen Wahlkampf-Kundgebung in Harburg aufgerufen. Tatsächlich hat die NPD mit ca. 60 Faschisten einsam und isoliert ihre Kundgebung auf dem Seeveplatz abgehalten. Dieser traurige Haufen hätte ohne die Hilfe der Polizei keine fünft Minuten auf dem Platz seine Hassreden halten können. Die Polizei, mit ca. 800 Beamten im Einsatz, hatte für diese klägliche Nazikundgebung die halbe Harburger Innenstadt abgeriegelt.

Durch das massive Polizeiaufgebot wurde nicht nur die NPD-Kundgebung geschützt, sondern auch die antifaschistische Gegenkundgebung vom Rest der Bevölkerung abgeschnitten .
Es konnten sich eigentlich gar keine Passantinnen mehr in die Nähe der Kundgebung begeben. Die Harburger Innenstadt wirkte nahezu gespenstisch, da viele AnwohnerInnen sich erst gar nicht vor die Tür trauten. Die, die es doch gewagt hatten, sind überwiegend nicht weit gekommen , da die Zugänge zu den Einkaufszentren von der Center-Security verschlossen worden waren und Strassen mit Absperrgittern von der Polizei blockiert wurden.

Rund 600 Antifaschinstinnen und Antifaschisten ist es dennoch gelungen zur angemeldeten Gegenkundgebung durchzudringen. Vielen anderen ist es aufgrund der Schikane durch die Polizei nicht gelungen. So wurde z.B. eine Rednerin des Hamburger Bündnisses gegen Rechts nicht zur antifaschistischen Kundgebung durchgelassen. Viele andere mussten große Umwege, willkürliche Straßensperren und Taschenkontrollen über sich ergehen lassen.

Es ist zum kotzen wie Antifaschistische Proteste von den Behörden schikaniert werden. Bei Gedenkfeiern schwatzen bürgerliche Politiker vom „Kampf gegen Rechts“. Aber wenn Leute konkret gegen Nazis & Rassisten auf die Straße gehen, werden sie von den Behörden als „Chaoten“ schikaniert. Auf den Staat ist und bleibt beim Kampf gegen Faschismus & Rassismus kein verlass!
Aber auch in Zukunft lassen wir uns nicht abhalten: Keinen Fussbreit den Faschisten!