Text des Flugblatts, das wir auf dem Streik verteilt hatten:
Don‘t let them SCARE you!
Solidarität mit den streikenden Lufthanseaten!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das erste eindrucksvolle Zeichen eurer Stärke konnte man bereits gestern sehen, wenn man sich auf der Lufthansa-Seite nach Flügen für heute Vormittag umgesehen hat. An die 790 Flüge wurden gestrichen, noch bevor Einer von Euch die Arbeit niedergelegt hat. Die Flugausfälle hat allein der Lufthansa-Vorstand zu verantworten. Wer so ein dreistes „Angebot“ macht, muss sich nicht wundern, wenn die KollegInnen mal zeigen, wer den Laden am Laufen hält. Der Versuch die Öffentlichkeit gegen den „völlig unnötigen, unangemessenen und unverhältnismäßigen“ Warnstreik (O-Ton: LH-Pressesprecher) aufzubringen, wird scheitern, wenn ihr offensiv in der Öffentlichkeit erklärt, warum ihr diesen Kampf führen müsst. Lasst euch auch nicht von Internet-Kommentaren irre machen, im direkten Gespräch auf der Straße ist das Feedback anders.Beispielsweise hatten wir es gestern sehr einfach Unterstützungsunterschriften auf einem Transpi in Altona zu sammeln. Sehr viele Menschen waren bereit sich zu solidarisieren. Wir mussten den Leuten nur erklären, dass ihr gegen Lohnkürzungen und Stellenabbau streikt und dass das Transpi mit Unterschriften an Euch auf dem Warnstreik übergeben wird (einen besonders blöden Kommentar gab es aber auch: Ein Mann sagte uns, er sei gegen den Streik der Umwelt zuliebe. Vielleicht glaubt er, dass schlechtbezahlte Lufthanseaten weniger Emissionen freisetzen?).
Die Arbeitgeber versuchen noch nicht im großen Stil Streikbrecher von außen zu organisieren. Das kann sich ändern, wenn sie sich für den Fall einer langen Auseinandersetzung Erfolgsaussichten ausrechnen. Wer 160 Millionen Euro für Entlassungen zurückstellt, hat auch eine Kampfkasse für Arbeitskämpfe. Die nächste Verhandlungsrunde morgen wird mehr Klarheit bringen, ob es Bereitschaft gibt ernsthaft mit ver.di zu verhandeln. Jede Kollegin, jedem Kollegen, die/der nicht mit rauskommt, kann jetzt aber schon klar gemacht werden, dass sie dadurch die Tarifauseinandersetzung nur verlängern.
Auch mit Streikbrechern kann der Lufthansa-Vorstand einen Erzwingungsstreik nicht gewinnen. Das mussten in letzter Zeit auch andere Arbeitgeber und Eigentümer zu spüren bekommen: Unter anderem bei Pflegen & Wohnen, bei den ehemaligen Damp-Kliniken, im Haushaltsbereich der Vereinigung Hamburger Kitas, bei BITMARCK Technik und bei den Luftsicherheitsassistenten am Hamburger Flughafen konnten sich die Beschäftigten durchsetzen. Bei der Firma Neupack streiken die KollegInnen sogar schon seit dem 1. November letzten Jahres für einen Tarifvertrag, auch heute wird bei Neupack gestreikt.
Wir hoffen, dass am Freitag die Gespräche gut verlaufen. Im Gegensatz zu Gerber, der sagt: „Wir dürfen das, was wir durch die vielen Projekte (gemeint ist SCORE) einsparen und zusätzlich erwirtschaften, nicht sofort für Tarifabschlüsse ausgeben.“, finden wir, dass die Arbeit der Lufthansa-Beschäftigten mehr wert ist. Wir finden, dass ein Lohnplus deutlich über der Inflationsrate, die Sicherung aller Arbeitsplätze und Standorte und die unbefristete Übernahme aller Azubis das Mindeste sind. Dafür kann die Dividende auch ruhig die nächsten Jahre gestrichen bleiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen