Samstag, 9. März 2013

Internationaler Frauentag 2013

Text des Flyers, den wir am 8.3. auf der Frauentags-Demonstration verteilt haben:

Enough is enough!

Sexismus und Gewalt gegen Frauen entschlossen bekämpfen!


Die Affäre um Rainer Brüderle hat eine Sexismusdebatte in Deutschland ausgelöst. Vielen Menschen ist bewusst geworden, dass Erniedrigung von Frauen durch sexistisches Verhalten und dumme Sprüche, sexuelle Belästigung und Gewalt täglich stattfinden. Zehntausende Frauen haben ihre Erfahrungen auf #ichhabnichtangezeit und #Aufschrei getwittert.

Sexismus ist nicht wegen Brüderle politisch!


In den bürgerlichen Medien wurde prompt dagegen gesteuert. „Mach doch deine Bluse zu“ schrieben Rechtspopulisten, man stritt um hinterhältige Motive, welche die Stern Redakteurin Laura Himmelreich zur Veröffentlichung ihrer Vorwürfe gegen Brüderle bewegt haben könnten.

Dabei ist auch ohne das ekelhafte Verhalten eines Liberalen klar, dass Sexismus kein „privates“ Problem ist und auch nie war. Wir werden strukturell aus einer von Männern dominierten Öffentlichkeit gedrängt. Es ist nicht nur so, dass wir in der „normalen“ Arbeitswelt etwa 23% weniger Lohn für die gleiche Tätigkeit erhalten, sowie oft durch Zeitarbeit und Teilzeit schlechter gestellt und in Gewerkschaften unterrepräsentiert sind. Auch sind wir täglich mit Erfahrungen von Sexismus und Gewalt konfrontiert (etwa jede vierte Frau wird Opfer häuslicher Gewalt). Viele Probleme, die wir haben, werden gesellschaftlich mit Verweis auf ihre „Privatheit“ völlig ignoriert. Bei jedem dritten Mädchen zwischen 14 und 17 gibt es Hinweise auf eine Essstörung. Es leiden etwa 10 % mehr Frauen unter psychischen Störungen als Männer. All das wird behandelt wie Zufall, scheint mit Politik nichts zu tun zu haben. Der Kampf gegen Sexismus ist ein politischer Kampf!

Unsere Lebenssituation steht im gesellschaftlichen Zusammenhang. Die Auswirkungen der Krise, vor allem Arbeitslosigkeit und Verarmung, werden Frauen früh und verstärkt treffen. Und es gibt jemanden, der Interesse an unserer Unterdrückung hat. Wenn 2,5 Stunden Hausarbeit täglich von Frauen „umsonst“ zur Verfügung gestellt werden, bedeutet das, dass Unternehmer weder durch Lohn noch durch direkte Bezahlung für Küchendienste, Wohnungsreinigung und Kinderbetreuung ihrer Angestellten bezahlen müssen. Frauen aus „normalen“ Arbeitsverhältnissen herauszuhalten bedeutet für Unternehmer, Arbeiterinnen als Lohndrücker und Billigkräfte einsetzen zu können.

Von Sexismus profitiert nur eine Minderheit!


Denn obwohl sie in vieler Hinsicht besser gestellt sind, sind es nicht alle Männer, die in unserer Gesellschaft Profite und Besitz anreichern. Die reichsten 10% in Deutschland besitzen über 60% des Gesamtvermögens. Die reichsten Familien sind die Besitzer von Aldi, Otto, Oetker & Co. Allein sie können Kapital anreichern und die Lohnarbeit anderer ausbeuten. Gleichzeitig haben etwa zwei Drittel der Bevölkerung der BRD, Männer wie Frauen, überhaupt keine Geldreserven. Ob wir Kämpfe gewinnen können, hängt von der Stärke des gemeinsamen Widerstandes von Arbeiterinnen und Arbeitern ab. In Bewegungen und Streiks zeigt sich immer wieder: Sexismus dient den Bossen, um uns zu spalten. Nur wenn wir Schulter an Schulter kämpfen, haben wir die Kraft zu gewinnen. Nur so können wir gemeinsam eine politische Kultur des Widerstands schaffen, die „Who wants to fuck my girlfriend“ auf Tele 5 und den Astronauten von Axe unmöglich macht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen