Morgen ist der erste bundesweite Warnstreik der Lufthansa-Beschäftigten in der Tarifrunde 2013. Die Beschäftigten bei Lufthansa haben allen Grund zum Streiken, denn das Sparprogramm SCORE ist ein Generalangriff auf die Löhne und Arbeitsbedingungen bei der Airline. Das Ziel von SCORE ist den operativen Gewinn auf jährlich 2,3 Milliarden Euro zu steigern. In den letzten Jahren lag dieser bei jeweils „kümmerlichen“ 820 Millionen Euro für 2011 und 524 Millionen Euro für 2012. Die Börsen honorieren die Ankündigungen von SCORE mit Kursteigerungen, warnen aber, dass noch zu wenig Outsourcing stattfindet.
3500 Arbeitsplätze von weltweit 17.000 sollen wegfallen. Das bedeutet für die Region Hamburg zum Beispiel die Schließung des Lufthansa Revenue Service (LRS) in Norderstedt, wo 400 Menschen bislang arbeiten. Die LRS ist für die Ticketabrechnung zuständig und „macht ihre Arbeit gut, aber das kriegen wir im Ausland billiger“ (Aussage des Lufthansa-Vorstands bei der Verkündung der Schließung). In Hamburg sind
zusätzlich ungefähr 700 weitere Arbeitsplätze auf der Streichliste. Dabei wird ein Teil der Gekündigten gleich neue Arbeitsangebote von Tochterunternehmen wie Germanwings und Leiharbeitsfirmen der Lufthansa bekommen und darf dann in Zukunft die gleiche Arbeit für weniger Lohn weitermachen.
Das bisherige Angebot der Arbeitgeberseite in der Tarifrunde sieht vor: 24 Monate Nullrunde bei den Löhnen (mit Inflation mindestens 3,4% Lohnverlust), Verlängerung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde ohne Lohnausgleich, dadurch Abbau von zusätzlich 307 Stellen, Gehaltsstufensteigerungen werden ausgesetzt, Weihnachts- und Urlaubsgeld werden nur noch variabel, je nach Einschätzung der Geschäftslage vom Vorstand, gezahlt.
Europaweit findet bei den Airlines eine Anpassung der Löhne und Arbeitsbedingungen nach unten statt. So versuchen British Airways-Iberia und Air France-KLM ähnliche Sparprogramme gegen den Widerstand ihrer Belegschaften durchzudrücken. Das ganze Geschäftsmodell von Billig-Anbietern wie Ryanair und easyJet basiert auf Lohndumping. Bei Ryanair sind beispielsweise 50% der Piloten und Flugbegleiter über eine Zeitarbeitsfirma angestellt. Für LeiharbeiterInnen gibt es bei Ryanair unter anderem 20 Tage Jahresurlaub, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und eine Kündigung für Streikbeteiligung oder gewerkschaftliche Organisierung.
Ver.di fordert 5,2% mehr Lohn bei einem Jahr Laufzeit, die Sicherung aller Arbeitsplätze und die unbefristete Übernahme aller Azubis (bei der Lufthansa-Technik wird zum Beispiel nur eine Minderheit übernommen, die restlichen Azubis bekommen Stellenangebote von der Lufthansa-eigenen Leiharbeitsfirma).
Wir rufen dazu auf sich mit den Lufthanseaten zu solidarisieren, auch weil sie indirekt die Lohn- und Arbeitsbedingungen von uns allen verteidigen. Die Spirale abwärts für unsere Lebensverhältnisse, die sich in der Reallohnentwicklung der letzten 20 Jahre wiederspiegelt, kann gestoppt werden durch kämpferische Gewerkschaften und eine Linkspartei die Widerstand organisiert, statt den Sozialabbauparteien SPD und Grüne hinterher zu laufen.
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